0511/ 856 44 510

Aktuell

25
Mrz

BAfF-Broschüre: Rassismus in Beratungs- und Therapiestrukturen im Kontext Flucht

In Beratungsstrukturen ist es wichtig, sich mit Machtassymetrien, Diskriminierungserfahrungen und Rassismus zu beschäftigen. Unser Dachverband BAfF e.V. hat hierzu eine Broschüre herausgegeben:

„Wir müssen reden“ – Rassismus thematisieren in mehrheitlich weißen Beratungs- und Therapiestrukturen im Kontext Flucht

Die Autor*innen werden zunächst den verschiedenen Facetten von Rassismus gerecht und unterscheiden z.B. strukturellen und offenen Rassismus oder auch Alltagsrassismus (z.B. in Form von Beleidigungen, Anfeindungen etc.). Hier ist vor allem der Gewöhnungseffekt ein Problem. Rassistisches Gedankengut und Übergriffe wurden in den letzten Jahren immer präsenter, selten wird jedoch eingeschritten, wenn beispielsweise im öffentlichen Raum Menschen rassistisch diskriminiert werden. Dies führt vermehrt zu Verunsicherung und Angst bei den Betroffenen und lässt schleichend eine Normalisierung dieser Taten zu.

Strukturellen Rassismus zu erkennen, bedarf einer vertieften Auseinandersetzung mit den vorherrschenden politischen und gesellschaftlichen Strukturen. So soll z.B. rechtlich auf dem Papier der Zugang zu psychosozialer und psychotherapeutischer Versorgung für Geflüchtete gesichert sein, in der Praxis fehlt es jedoch bereits seit Jahren an Kapazitäten und der dafür notwendigen Finanzierung. Rassismuserfahrungen können nicht nur belastend, sondern gesundheitsschädlich sein und Retraumatisierungen zur Folge haben: Immerhin gelten postmigratorische Einflussfaktoren als entscheidender für die Entwicklung anhaltender psychischer Krankheiten als prämigratorische Faktoren. (Eine wissenschaftlichtliche Erhebung zu dieser Frage wird übrigens auch in der projektbegleitenden refuKey-Evaluation vorgenommen)

Abgesehen von oben benannten Kategorien lässt sich auch zwischen biologischem Rassismus (Hautfarbe, körperliche Merkmale) und kulturellem Rassismus (negative Zuschreibungen aufgrund der vermeintlichen oder tätsächlich Zugehörigkeit zu einer gewissen “Kultur”) unterschieden. Hierzu heißt es in der Broschüre:

Eine nicht-weiße Person kann (abgesehen von den Rassismuserfahrungen) genauso viele oder mehr „typisch deutsche“ kulturelle Praktiken kennen und verfolgen wie eine weiße Person. Gleichzeitig werden bestimmte – vor allem negative – kulturelle Anteile in nicht-mehrheitlich weißen Nationalstaaten und Religionen verortet (z. B. Gewalt in der Erziehung, Umgang mit Frauen, Homo- und Transphobie etc.), ohne die Entstehung von gesellschaftlichen Strukturen (z. B. geprägt durch den Kolonialismus), die Universalität von gesellschaftlichen Problemen oder den Unterschied zwischen Statis-tik und Individuum zu thematisieren. Wir können diesen rassistischen Denkmustern entgegensteuern, in dem wir das, was wir sagen möchten, bewusst aus dem Kontext einer bestimmten „Kultur“ herausnehmen und anstatt uns an Klischees zu orientieren, Verhalten und Verhältnisse viel genauer beschreiben und benennen – und uns von der Vorstellung, es gebe dieses eindeutige kulturelle Wissen, trennen (Mecheril, 2010).

Im gesamten Kontext von Beratung und Therapie von Menschen mit Diskriminierungserfahrungen ist auch die Sprache ein zentraler Aspekt. Sprache kann unser Denken beeinflussen und so auch Machtstrukturen konstruieren. Es ist daher unsere Aufgabe, diese auch immer wieder zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Nur so kann diskriminierendes Denken sichtbar gemacht und mit der Zeit abgebaut bzw. dekonstruiert werden. Zu beachten ist auch, dass Geflüchtete oft nicht nur von einer Diskriminierungsform, sondern von intersektionaler Diskriminierung (z.B. in Form von Sexismus, Islamfeindlichkeit, etc.) betroffen sind.

Die Autor*innen betonen, dass es unausweichlich ist, sich (nicht nur) in Beratungs- und Therapiestrukturen mit Machtasymmetrien, Diskriminierungserfahrungen und Rassismus zu beschäftigen. Der Umgang mit eigenen (weißen) Privilegien muss stärker angegangen werden, gleichzeitig sollten Versorgungsstrukturen geschaffen werden, in der die Erfahrungen der Betroffenen anerkannt werden und sich Berater*innen nicht angegriffen fühlen, wenn sie als Weiße keine Erfahrungen damit gemacht haben. Um Machtstrukturen und Asymmetrien aktiv zu dekonstruieren, sind z.B. Diversity-, Anti-Rassismus- oder PoC-Empowerment -Trainings möglich. Denn Rassismus ist ein Thema, dass uns eindeutig und kontextunabhängig alle betrifft und dessen Umgang damit in unserer Verantwortung liegt.

Die gesamte Broschüre können Sie hier herunterladen.

Spende an : Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V. - Ihre Spende ist steuerlich absetzbar! Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt und daher berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen.

Wieviel möchten Sie spenden?
€10 €20 €30
Möchten Sie eine regelmäßige Spende abgeben? Ich möchte spenden
Wie oft möchten Sie, dass sich dies wiederholt? (einschließlich dieser Zahlung) *
Name *
Nachname *
Email *
Telefon
Adresse
Anmerkungen
Loading...