Ankunftszentrum Oerbke – kein sicherer Ort für traumatisierte Geflüchtete
Anfang 2016 wurde von der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB) das Ankunftszentrum Bad Fallingbostel-Oerbke eingerichtet. Trotz zahlreicher und wiederholter Kritik von Flüchtlingsorganisationen, werden in den ehemaligen Kasernengebäuden bis heute Schutzsuchende untergebracht. Das Gelände befindet sich in direkter Nachbarschaft zu einem aktiven NATO-Truppenübungsplatz. Regelmäßig ist von dort Schützenfeuer zu hören.
Für Menschen, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind, ist diese Situation eine unzumutbare Belastung. Das Risiko einer Retraumatisierung wird durch die (teils plötzlichen) Kriegsgeräusche massiv erhöht, wie auch unten stehendes Fallbeispiel zeigt. Hinzu kommt, dass sich das Gelände in einem entlegenen Waldstück befindet, Ankunftszentrum Oerbke – kein sicherer Ort für traumatisierte Geflüchtete schlecht angebunden an den ÖPNV oder an Einrichtungen des täglichen Lebens. Die Gewissheit, zu jeder Zeit die Unterkunft verlassen und wieder zurückkommen zu können, ohne Angst vor dem Weg (z.B. bei Dunkelheit), wäre insbesondere für alleinstehende Frauen ein wichtiger Aspekt des Sicherheits- und Kontrollgefühls (vgl. hierzu unseren Leitfaden zum Download).
Eine adäquate Unterbringung von Geflüchteten, wie es die EU-Aufnahmerichtlinie 2013/33/EU vorsieht, ist mit dem Ankunftszentrum Oerbke nicht gegeben. Wir fordern deshalb, den zum Ende 2021 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern und nach einem anderen, geeigneteren Standort zu suchen, der einen besseren Zugang zu Versorgungseinrichtungen bietet und der sich nicht neben einem Truppenübungsplatz befindet.
NTFN-Vorstandsmitglied Henning Röhrs, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, hat nach einem Besuch im Ankunftszentrum Bad Fallingbostel-Oerbke einen Erfahrungsbericht verfasst. Herr Röhrs hatte einen jugendlichen Patienten zur BAMF-Anhörung nach Oerbke begleitet. Seinen Erfahrungsbericht können Sie hier abrufen.