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Pressemitteilung: Traumatisierte und psychisch erkrankte Geflüchtete in der Corona-Pandemie

P R E S S E M I T T E I L U N G
Hannover, 24. November 2020

Isolation und Ungewissheit beeinträchtigen derzeit die seelische Gesundheit vieler Menschen. Auch Geflüchtete sind von dieser Situation hart getroffen, wie eine aktuelle Befragung des Netzwerks für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen (NTFN e.V.) im Zuge des refuKey-Projekts zeigt. Depressive Krisen haben sich durch den Wegfall von Tagesstruktur verstärkt, stationäre Patient*innen litten unter Besuchsverbot.

Um Beratungsangebote und soziale Kontakte wahrnehmen zu können, muss daher eine digitale Infrastruktur in allen Unterkünften geschaffen werden, fordern der NTFN e.V. und die refuKey-Forschungsgruppe.

Gerade für Geflüchtete, die laut Studien drei- bis vier Mal häufiger an psychischen Erkrankungen oder Traumafolgestörungen leiden als die Gesamtbevölkerung, ist die aktuelle Situation eine Herausforderung. Die Gefahr einer COVID-19-Übertragung ist laut Angaben des Robert-Koch-Instituts in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften besonders hoch. Die Angst vor dem Virus, die entsprechend strengen Regeln in den Unterkünften und die Sorge um Familienangehörige in den Herkunftsländern sind nur einige von vielen Belastungsfaktoren für Geflüchtete.

Eine wissenschaftliche Forschungsgruppe unter Leitung von Beata Trilesnik, Prof. Dr. Iris-Tatjana Graef-Calliess sowie Dr. Ibrahim Özkan hat sich nun u.a. der Versorgung von Geflüchteten in der Corona-Pandemie gewidmet. Erste Befragungen von Fachkräften in Kliniken und Psychosozialen Zentren deuten darauf hin, dass akute Krisen seltener durch ambulante Strukturen aufgefangen werden können. Die teils unzureichende Ausstattung der Unterkünfte mit WLAN und Rückzugsräumen erschwert es Geflüchteten, digitale Beratungsangebote wahrzunehmen.

Sprachkurse, Freizeitmöglichkeiten, sportliche Aktivitäten: all dies sind wichtige Ressourcen für Menschen, die an psychischen Erkrankungen oder Traumafolgestörungen leiden, gerade als Ausgleich zu den überfüllten Sammelunterkünften. Durch die Corona-Beschränkungen sind viele dieser Angebote ausgesetzt. Insbesondere depressive Krisen verstärken sich durch den Wegfall einer Tagesstruktur.

In Zeiten von „social distancing“ ist der Bedarf an psychosozialer Unterstützung daher besonders hoch. Der NTFN e.V. hat seit März 2020 seine Therapie- und Betreuungsangebote den veränderten Bedingungen angepasst. Ein mehrsprachiger Telefondienst unterstützt Geflüchtete niedersachsenweit bei akuten Krisen, therapeutische Gespräche finden per Videoübertragung statt. Auch persönliche Gespräche sind unter Wahrung von Abstandsregeln wieder möglich.

Gerade in diesen Zeiten zeigen sich die befragten Fachkräfte froh über das refuKey-Projekt, das seit 2017 u.a. psychiatrische Kliniken bei der Arbeit mit Geflüchteten unterstützt. Allgemein habe sich die Qualität der Behandlung verbessert, etwa durch den verstärkten Einsatz von Dolmetschenden, ergaben die Befragungen. Die Betroffenen hätten durch das Projekt mehr Stimme bekommen. Auch der ärztliche Direktor des AWO Psychiatriezentrums Königslutter, Dr. Mohammad-Zoalfikar Hasan ist froh über das Projekt: „refuKey hat eine Lücke geschlossen. Die Verzahnung des ambulanten mit dem stationären Bereich ist entscheidend, gerade für Geflüchtete. Diesen Weg müssen wir weitergehen!“

Der NTFN e.V. setzt sich seit 2007 für die psychosoziale Beratung und Behandlung von Geflüchteten ein. Das Projekt refuKey wird in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) durchgeführt und vom Nds. Sozialministerium finanziert.

Die Pressemitteilung als PDF-Download finden Sie hier

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