Pressemitteilung: Psychische Gesundheit und das Schutz des Lebens sind Menschenrechte – in Niedersachsen wie an den EU-Außengrenzen
+++ Pressemitteilung zum Tag der Menschenrechte +++
Hannover, 9.12.2020
Psychische Gesundheit und das Schutz des Lebens sind Menschenrechte – in Niedersachsen wie an den EU-Außengrenzen
Ertrinkende Geflüchtete vor den Kanarischen Inseln – auch das gehört zu den Bildern des Jahres 2020. Angesichts des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember 2020 erinnert das Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen (NTFN e.V.) an die Situation an den EU-Außengrenzen und fordert, schnelle Lösungen für die Betroffenen zu finden. Gleichzeitig fordert es die Politik auf, auch die Situation von Geflüchteten hierzulande zu verbessern. Neben dem Schutz des Lebens gehört die psychische Gesundheit zu den verbrieften Menschenrechten – diese ist auch hierzulande angesichts der Corona-Pandemie in Gefahr.
Die psychischen Auswirkungen von Lockdown und Kontaktbeschränkungen treffen Geflüchtete besonders stark: sie sind laut Studien drei- bis vier Mal häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen und entsprechend vorbelastet. Diese Vorbelastung führt nicht selten zu Rückschlägen oder zur Verschlechterung des ohnehin fragilen Gesundheitszustands.
„Aus diesen Gründen müssen Geflüchtete als besonders gefährdete Risikogruppe in der Corona-Pandemie wahrgenommen werden“, so Karin Loos, Geschäftsführerin des NTFN e.V.
Die Pandemie wirkt sich auch auf die psychische Gesundheit von Geflüchteten in Niedersachsen aus. Dies zeigenBefragungen von Fachkräften, die der NTFN e.V. kürzlich in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) durchgeführt hat. Demnach können ambulante Angebote in der Pandemie häufig nur eingeschränkt stattfinden. Wichtige Ressourcen für psychisch erkrankte Geflüchtete, wie etwa Sprachkurse, Sozialkontakte oder sportliche Aktivitäten, fallen häufig weg. Die teils unzureichende Ausstattung der Unterkünfte mit WLAN erschwert es Geflüchteten zudem, digitale Beratungsangebote wahrzunehmen.
„Der Zugang zu Internet gehört in Pandemie-Zeiten zur Versorgungssicherheit“, so NTFN-Vorstandsvorsitzender Nicolai Zipfel. Um den veränderten Bedingungen gerecht zu werden, hat der NTFN e.V. im März 2020 seine Angebote um einen mehrsprachigen Telefondienst sowie um Videoberatungen ergänzt.
Der NTFN e.V. setzt sich seit 2007 für die psychosoziale Beratung und Behandlung von Geflüchteten ein. Das Team besteht u.a. aus hauptamtlichen Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen und Sozialpädagog*innen und ist an sechs verschiedenen Standorten in Niedersachsen tätig, mit Sitz in Hannover. Der Verein wird u.a. vom Nds. Sozialministerium, aber auch durch Spenden finanziert.
Kontakt: Armin Wühle (a.wuehle@ntfn.de)
Die Pressemitteilung als PDF finden Sie hier