Adventsbrief 2020 von Karin Loos, Geschäftsführerin des NTFN e.V.
Liebe Interessierte, liebe Mitstreiter*innen,
Was für ein Jahr – ein Satz, der mir öfter in den Sinn kommt, wenn es darum geht, auf das vergangene Jahr zurückzublicken – aber ganz besonders in diesem Jahr. Bergamo, Moria, Minneapolis: drei Orte, die sich eingebrannt haben als Mahnorte fehlender oder brüchiger Empathie und Solidarität. Manchmal habe ich Angst, dass das eigentliche Problem der exponentielle Wiederanstieg nationalen und rassistischen Denkens ist. Diese Wachstumskurve müssen wir dringend stoppen.
Oft beschworen wurde in diesem Jahr der Satz, wir müssten doch auch mal die guten Seiten sehen. So richtig viel Positives kann ich trotz aller Bemühungen leider nicht finden. Und dennoch ist es richtig, nach den guten Seiten zu suchen, das brauchen wir, schon um den Ausnahmezustand mit allen damit verbundenen Ängsten, Sorgen, Trauer und Einsamkeit heil zu überstehen. Ja, wir haben 2020 sicher unsere technischen Kompetenzen und unseren Wortschatz erweitert: BigBlueButton, Jit.si und whereby, R-Wert, 7-Tage-Inzidenz, FFP-2-Masken, Beherbergungsverbot… Redewendung des Jahres wird wohl: “Könnt ihr mich hören?”.
Und Ja, wir im NTFN haben auch einen neuen Zusammenhalt erlebt, wir haben vieles daran gesetzt, unsere Klient*innen nicht zurück zu lassen, haben Päckchen geschickt, Videos aufgenommen, Laptops in die Aufnahmeeinrichtungen gebracht, alle unsere Sprachkompetenzen gebündelt und ein mehrsprachiges Krisentelefon aufgebaut, haben unsere Räume umgestellt und weiter gemacht mit Maske und mit körperlichem Abstand, aber mit menschlicher Nähe.
Vieles, was wir tun, um unsere Anliegen weiterzuverbreiten, aber auch um den Verein finanziell im Betrieb zu halten, konnten wir jedoch 2020 leider nicht tun: Veranstaltungen, Seminare und Infostände mussten verschoben oder “in den virtuellen Raum verlagert” werden. Daher danken wir in diesem Jahr ganz besonders all jenen, die uns mit ihrem Mitgliedsbeitrag, mit ihrem (ehrenamtlichen) Engagement oder mit ihrer Spende unterstützt haben. Wer noch Geschenke sucht, hat vielleicht Interesse an einem der T-Shirts, mit deren Hilfe eine Graphikagentur derzeit Spenden für uns sammelt.
Ja, wir machen weiter. Auf die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit wurde immer wieder hingewiesen, Geflüchtete sind dabei eine besonders vulnerable Risikogruppe, sie brauchen uns in diesen Zeiten besonders.
Lassen Sie uns daher gemeinsam achtsam bleiben – mit uns selbst und mit anderen. Physical not social distancing.
Es grüßt Sie und Euch ganz herzlich,
Karin Loos, Geschäftsführerin des NTFN e.V.