Stellungnahme: Mangelnde Bundesfinanzierung führt zu Einschränkungen in unserem Kinder- und Jugendbereich
Jawad ist 14 Jahre alt und vor dem Krieg in Afghanistan geflohen. Während der Flucht wird er von seiner Familie getrennt, allein gelangt er auf ein Boot nach Griechenland. Mit weiteren Kindern und Jugendlichen wird er schließlich im Rahmen eines Aufnahmeprogrammes nach Niedersachsen gebracht. Die Nächte sind für Jawad am schlimmsten: Sie bedeuten Schlaflosigkeit, Alpträume und Panikattacken. Regelmäßig plagen ihn Weinkrämpfe, weil er seine Familie vermisst.
In unseren Psychosozialen Zentren behandeln wir zahlreiche Kinder wie Jawad aus Ländern wie Afghanistan, der Ukraine oder Syrien. Im vergangenen Jahr waren es 356, hinzu kamen 2520 Erwachsene. Der NTFN e.V. wird im Rahmen von Projektförderungen durch die EU, Bundesmittel, Land Niedersachsen, Region und Stadt Hannover gefördert. Durch die aktuelle Haushaltssituation auf Bundesebene erleben wir jedoch derzeit einen deutlichen Finanzeinbruch, der vor allem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen betrifft.
Die Folge: Unsere Beratungskapazitäten für Kinder und Jugendliche müssen erheblich eingeschränkt werden. Das trifft nicht nur die Kinder selbst, sondern auch ihre Eltern und Lehrkräfte, die wir ebenso unterstützen. Von der koordinierenden Arbeit im Netzwerk Trauma und Schule profitieren nicht nur geflüchtete Kinder.
Im Zuge der Aufnahme ukrainischer Geflüchteter haben wir zahlreiche Unterstützung auch von privaten Spenderinnen erhalten, diese sind nun weitgehend aufgebraucht. Die Probleme der Kinder aus der Ukraine sind jedoch auch im 3. Kriegsjahr weiterhin ungemindert. Ohne zusätzliche Finanzmittel entlassen wir erfahrene Mitarbeiterinnen oder schränken deren Stunden ein – dabei deckt selbst der Status Quo nur einen geringen Teil dessen ab, was eigentlich nötig wäre.
Während wir mit unserem Angebot kurzfristige Kriseninterventionen zeitnah anbieten können, sind die Wartezeiten auf längerfristige therapeutische Begleitung schon jetzt sehr lange. Gerade für Kinder wie Jawad ist frühzeitige psychotherapeutische Hilfe wichtig – damit traumatische Erfahrungen nicht zu langfristigen Belastungen werden, die auch den Schulerfolg und die weitere Entwicklung gefährden.
Wir werden uns darum bemühen, die finanziellen Einbußen auszugleichen, und fordern die nächste Bundesregierung auf, eine adäquate Förderung der Psychosozialen Zentren sicherzustellen – damit die Schwächsten nicht auf der Strecke bleiben.